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«Jenisch» als Reizwort

«Jenisch» als Reizwort

Die Örgeli klingen noch lange nach, nach dem Ausklingen des Films. Diese Musik bringt man nicht so schnell wieder aus dem Kopf. Die lüpfige Tanzmusik der Vazer Buebe, die wehmütigen Lieder des Chors von Obervaz, die Balladen von Stephan Eicher. Auch wenn man nicht unbedingt ein Fan von Schweizer Ländlern ist: Der Film «Unerhört jenisch» von Martina Rieder und Katarina Arn nimmt gefangen. Natürlich ist der international renommierte Musiker Stephan Eicher ein Magnet – er kommt im Film denn auch ausgiebig zu Wort. Aber mag sich nicht uneingeschränkt zu seinen jenischen Wurzeln bekennen, vieles schien ihm nicht bewusst. Doch die Filmemacherinnen wollten es genau wissen. Sie begaben sich auf Spurensuche, befragten die Familien Moser, Waser und Kollegger im Bündner Oberland, liessen Stephans Bruder Martin Eicher in den Archiven grübeln. Bis klar wurde: Ursprünglich sind sie alle verwandt miteinander, ursprünglich kamen sie als Fremde ins Dorf, ursprünglich wurden sie als Jenische, als «Zigeuner», verunglimpft und der Kinder bestohlen. Dieses dunkle Kapitel in der Schweizer Geschichte – die Pro-Juventute-Aktion «Kinder der Landstrasse» war bis 1973 aktiv! – bildet einen wichtigen Pfeiler, jedoch nicht das Hauptelement des Films. Es ist die Musik, die alles zusammenhält und zusammenfügt, es sind die Kapellen wie Vazer Buebe und Obervazer Töbelifäzer, es ist der junge, talentierte Handörgeler Patrick Waser. Sie begeistern, ihre Musik reisst mit – sogar jene, welche mit Ländler bisher wohl wirklich nichts am Hut hatten.

jenisch

Der Film läuft am 2.2.17 in den Schweizer Kinos an

 

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