Von Fischen und Menschen
Es wäre ja eigentlich so idyllisch in diesem abgelegenen Jura-Tal, wo Judith eine Forellenzucht betreibt. Eine gemütliche Hütte, ein grosser Teich, wo die Fische schwimmen, bevor sie gefangen und getötet werden. Bei dieser harten Arbeit hilft ihr seit kurzem Gabriel – er möchte hier sein bisheriges Leben als Drogensüchtiger hinter sich lassen. Und er fühlt sich wohl bei Judith, mit der sich ein vertrauensvolles Verhältnis entwickelt. Auch Milla, die aufgeweckte und fröhliche Sechsjährige, die Ein und Alles für ihre alleinerziehende Mutter ist, mag ihn. Doch das Schicksal schlägt zu, an einer Tankstelle, die gerade in dem Moment überfallen wird, als Judith im Auto vorfährt. Milla wird tödlich verletzt. Judith ist zutiefst verzweifelt. Und setzt alles daran, den Mörder zu finden und zu bestrafen. Gut, dass da noch Gabriel ist, der ihr in dieser tragischen Situation etwas Halt bietet. Judith...
MehrWo blieben die Menschen, die Jugend, das Leben?
Pietrapaola. Ein Dorf irgendwo in Süditalien: Die meisten Fensterläden sind geschlossen, die Dorfgassen sind leer, die Hausfassaden haben schon bessere Zeiten gesehen. Einige alte Leute sitzen auf den Bänklein, hier die Männer, dort die Frauen. Stimmung kommt kurz auf, wenn die Musikkapelle auf dem Fussballplatz einen Marsch intoniert. Oder wenn ein paar Männer zur Gitarre greifen und dazu sehnsuchtsvolle Schnulzen singen. Diese Sehnsucht nach Leben, nach Nähe ist beinahe mit Händen greifbar. Aber das einzig überraschend Lebendige sind vielen Fussbälle, die manchmal über die Stufen der Dorfgasse herunterhüpfen. Und der einzige Jugendliche, der ins Bild kommt, ist ein junger Bläser, der unter den stolzen Bilcken seiner Eltern für das Kamerateam eine Melodie der «La Traviata» intoniert. Vor vierzig Jahren lebten in Pietrapaola 2000 Menschen, heute sind es 200. Der Regisseur Daniel Kemény wurde eher zufällig dort geboren als Sohn...
MehrFreiheit und Freundschaft
Jeder Mensch wünscht sich einen Lieblingsmenschen. Auch Sven, Lili, Anna, Darius und Jule sehnen sich danach. Doch ihr Weekendausflug aufs Land in ein abgelegenes Ferienhaus kittet die anfängliche Freundschaft nicht, sondern zerrüttet sie weit mehr. Eigentlich wollte Darius ja alleine mit Jule hinfahren, in der Hoffnung, ihre einstige Beziehung während eines netten Wochenendes wieder zu beleben. Doch leider schleppt Jule auch noch ihre Freundinnen Anna und Lili mit, zudem darf ein am Strassenrand stehender Autostöppler mit einsteigen. Dieser Sven entpuppt sich als unmöglicher Quassler, der allen auf den Geist geht. Die Psychologie-Studentin Lili macht sich an Darius ran, was wiederum Jule ärgert. Und Anna trauert um eine Partnerschaft, die sie den anderen als perfekt vorgaukelt, die aber in Wahrheit in die Brüche gegangen ist. Fünf junge Menschen, fünf Schicksale, fünf Verzweifelte, die sich ein jeder an einen Strohhalm klammert, der...
MehrThe Song of Mary Blane
Wenn einer im 19. Jahrhundert aufbrach, um die weite Welt zu entdecken, war er ein überaus mutiger und abenteuerlustiger Mensch. Denn zu dieser Zeit stieg man nicht einfach in ein Flugzeug, sondern musste beschwerliche Wege, Tage auf dem Rücken eines Pferdes oder Kamel und weite Fussmärsche auf sich nehmen. Umso bewundernswürdiger waren Pioniere wie der 1828 geborene Frank Buchser aus Feldbrunnen bei Solothurn: Er war von seinen Reisen in Spanien und vor allem der Pracht der Alhambra von Granada derart begeistert, dass er beschloss, Fès in Marokko zu besuchen, dem man einen ebenso üppigen Prunk nachsagte. Nur: Buchser war Christ, und Christen war es bei Todesstrafe verboten, diese muslimische Stadt zu betreten. Also suchte er sich einen sprachgewandten Diener, verkleidete sich als Chérif (Abkömmling von Mohammed) und skizzierte in Fès Strassenszenen und prächtige Gebäude. Als Zeichner und Maler erhielt...
MehrPlötzlich Heimweh
Das Wort Heimweh und den dazugehörigen Schmerz habe sie früher nicht gekannt, erzählte die Chinesin Yu Hao auf der Bühne der Solothurner Filmtage. Doch inzwischen kennt sie das Gefühl – ausgerechnet die Schweiz, genauer: das Appenzell hat es in ihr geweckt. Früher reiste sie als Fernseh-Reporterin und -Produzentin für verschiedene chinesische Sender um die Welt. Einen Tag hier, eine Woche dort – ohne je Wurzeln zu schlagen. Bei dieser Arbeit lernte sie den gebürtigen Appenzeller Ernst Hohl kennen, sie verliebte sich und wollte seine Heimat kennenlernen. Ohne jeglichen Deutsch-Kenntnisse war das nicht gerade einfach. Yu Hao fand einen idealen Weg. Sie sah die Welt durch den Sucher ihrer Kamera, filmte alles und jedes und konnte als stille Beobachterin ihre Wortlosigkeit kaschieren. Die Schubladen füllten sich mit Filmmaterial – und irgendwann beschloss sie, das Material zu sichten und zu einem...
Mehr