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Der Wind, der alles verändert

Der Wind, der alles verändert

Der Wind. Er fegt über die einsamen Jurahöhen. Er treibt das riesige, fast monströse Windrad an, das Alex und Pauline Strom liefern soll, der nicht aus einem AKW oder einer sonst suspekten Quelle kommt. Sie wollen unabhängig sein, ihren Bauernhof im Einklang mit der Natur bewirtschaften, sie sind Selbstversorger und glücklich damit. 

Der Wind. Irgendwann dreht er, so auch der Titel dieses Films von Bettina Oberli: «Le vent tourne». Im Volksmund braucht man diesen Ausdruck, wenn sich etwas Neues bewegt, eine grosse Veränderung bevorsteht. Diese Veränderung tritt mit Samuel, dem lockeren, smarten, lebefreudigen Ingenieur in ihr Leben, welcher für mehrere Tage auf den einsamen Hof kommt, um die Windturbine zu installieren. Pauline verfällt ihm, sie realisiert plötzlich die Enge, in der sie lebt, sie sieht das fast sektiererisch-grüne Leben an der Seite von Alex, den sie doch geliebt hat, aus einem neuen Blickwinkel. 

Ab dann ist nichts mehr, wie es war. Ein Virus rafft alle Tiere dahin, weil Alex auf einen Naturheiler statt auf Medizin setzt. Pauline lebt ein paar Nächte ihre «amour fou» zu Samuel aus. Er zieht weiter, auf die nächste Baustelle. Sie sagt Adieu zu Alex und dem Hof und bricht auf in ein neues Leben. In der letzten Szene steht sie allein am Abgrund des Creux-du-Van – springt sie? Oder nicht? Die Frage bleibt offen – aber als Zuschauerin spürt man ihre Kraft und ihren Mut und traut ihr den Neubeginn zu. 

Bettina Oberli, die erfolgreiche Schweizer Filmemacherin («Die Herbstzeitlosen», «Private Banking») wollte trotz hartnäckigem Nachfragen auf der Bühne der Solothurner Filmtage nicht verraten, wie ihr Schluss lauten würde. «Es gibt keine Fortsetzung», sagte sie bestimmt. So bleiben wir allein mit der entwurzelten Pauline – hervorragend gespielt von Mélanie Thierry, deren Gesicht mit den sich widerspiegelnden Emotionen ihrer Wortkargheit so deutlich widerspricht. 

Der Film «Le vent tourne» ist für den Prix Public nominiert. Er kommt Ende Januar in die Kinos. 

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