Hexenkinder

Sie verbrachten ihre Kindheit und Jugend in Schweizer Einrichtungen, die meistens von christlichen Institutionen geleitetet wurden. Und sie sind dabei durch die Hölle gegangen. Von ihren Betreuern und Lehrern, oft Nonnen und Pater, durch physische Brutalität und seelische Grausamkeit «erzogen». Waisenkinder. Sie wurden aus nichtigen Gründen geschlagen, eingesperrt und unter Wasser gedrückt – Gewalt und Demütigungen dominierten ihren schmerzlichen Alltag.
Vielleicht waren sie unterernährt, vielleicht hatte ihre Mutter Herrenbesuche. Vielleicht waren sie trotzig. Unehelich geboren. Spross eines Selbstmörders. Waise. Kinder, die seit ihrer Geburt stigmatisiert wurden. Kinder, die von Heim zu Heim durch die halbe Schweiz weitergereicht wurden, als Nachkommen jener angeblich vom Teufel besessenen «Hexenkinder», die von denen grausige Akten aus dem 17. Jahrhundert berichten. Nicht mehr stranguliert und dem Feuer übergeben wie damals, aber in Institutionen mit hohen Mauern und in gnadenloser christlichen Obhut. «Gott hilft» oder «Mariahilf» hiessen solche Stiftungen.
Der Film von Edwin Beelers «Hexenkinder» erzählt die Geschichte von «zwangsversorgten» Heimkindern, die im Namen der Religion gequält wurden, sich trotzdem nicht brechen liessen und dank ihrer Widerstandskraft und Fantasie überlebt haben. Gleichzeitig erinnert der Film an das ähnliche Schicksal von Kindern, die vor nicht allzu langer Zeit im Namen Gottes der Unholderei bezichtigt, gefoltert und zu ihrem angeblichen Seelenheil oft auch hingerichtet wurden.






